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laudia Neumann ist Sportreporterin durch und durch – sie hat ihr gesamtes Berufsleben lang nichts anderes gemacht, als für SAT1 und das ZDF über Sportereignisse zu berichten. Bei der EM 2016 war sie die erste Frau, die im deutschen Fernsehen ein Fußball-EM-Turnier einer Herrenmannschaft live kommentierte. Eine beachtliche Karriere – und schon damals schlugen ihr Hass und Pöbeleien in sozialen Medien entgegen. Das zentrale – und einzige – Argument vieler Postings: Als Frau habe sie als Fußball-Kommentatorin nichts zu suchen.
Shitstorm gegen Claudia Neumann bei der WM 2018 – der unmittelbare Anlass
Claudia Neumann hat in ihrer langjährigen Karriere als Sportreporterin Fußballspiele wohl schon besser kommentiert, als das WM-Spiel Japan gegen Kolumbien 2018 in Moskau: Den japanischen Siegesschützen Yuya Osako, der mit einem Kopfball den 2-zu-1 Sieg für Japan besiegelte, ordnete sie dem Verein Mainz 05 zu. Zudem erklärte sie den deutschen Fußballfans, dass Osako mit sieben Toren zum Klassenerhalt der Mainzer beigetragen hatte. Das Problem dabei: Osako spielte nicht für Mainz, sondern für den 1. FC Köln. Und auch bei den Kolumbianern patzte WM-Kommentatorin Neumann mit einer offensichtlich fehlerhaften Bemerkung. Die Konsequenz dieser Fehler: Ein Shitstorm mit untergriffigsten Kommentaren.
Sexismus im Fußball: Die Diskussion um Claudia Neumann
Fakt ist, dass Sportreporter – wenn ihnen ein Fehler bei einem wichtigen Fußballspiel passiert – mit massiver und zum Teil sehr untergriffiger Kritik in sozialen Medien konfrontiert sind. Der große Unterschied zwischen Claudia Neumann und ihren männlichen Kollegen: Wenn Neumann Fehler macht, ist sie fast immer auch mit einer Welle von sexistischen Hass-Kommentaren konfrontiert, die sich hauptsächlich auf ihr Aussehen oder ihr Geschlecht beziehen – also mit Eigenschaften, die absolut nichts mit ihrer Leistung als Kommentatorin zu tun haben. Während niemand auf die Idee kommen würde, das Aussehen eines männlichen Sportreporters zu kritisieren oder ihn „zurück an den Herd“ zu schicken – wenn dieser fachlich daneben liegt. Die Diskussion um die WM-Kommentatorin dreht sich also im weitesten Sinne darum, wie viel Sexismus in der deutschen Gesellschaft vorhanden ist, und warum sich so viel Frauenhass gerade in Zusammenhang mit Fußball und sozialen Medien entladen kann.
Claudia Neumann – steile Karriere als Sportreporterin
Fußball-Berichterstattung hat Claudia Neumann während ihrer gesamten Karriere begleitet: Geboren wurde Claudia Neumann 1964 in Düren am Rande der Eiffel. Nach Abitur, Auslandsjahr in Frankreich und Studium der Germanistik, Pädagogik und Sport in Bonn startete sie 1991 als freie Mitarbeiterin bei RTL in Köln. 1992 wechselte sie zu SAT1, wo sie als Sportredakteurin und Reporterin in den Bereichen Fußball, Tennis und Radsport arbeitete. Sie berichtete für SAT1 unter anderem von der Fußball-WM 1994, von der Fußball-EM 1996, von der Tour de France und von Wimbledon.
1999 erfolgte der Wechsel in die ZDF-Hauptredaktion Sport – in einem ganz ähnlichen Tätigkeitsfeld: Tour de France, Tennis-WMs und natürlich Fußball: Ab dem Jahr 2000 war Neumann für das ZDF bei sämtlichen Fußball-Europa- und Weltmeisterschaften dabei, dazu auch bei den Olympischen Spielen in Sidney, Peking, London und Rio de Janeiro. 2016 bei der Fußball-EM in Frankreich kommentierte sie als erste Frau ein Männer-EM-Turnier im deutschen Fernsehen. Seit 2003 ist Claudia Neumann zudem ZDF-Nationalmannschaftsreporterin bei allen großen Frauenfußballturnieren.
[Foto: https://presseportal.zdf.de, Copyright: ZDF/Rico Rossival]